Reines Capsaicin: Der Scharfstoff aus der Chilischote
Capsaicin ist der maßgebliche Reizstoff in Chilischoten und das dominierende Capsaicinoid, welches den Schoten die Schärfe verleiht. In reiner, kristalliner Form erreicht Capsaicin den Höchstwert auf der Scoville-Skala und findet Anwendung in verschiedenen Bereichen wie z.B. der Pharmaindustrie aber auch in Pfeffersprays zur Selbstverteidigung. Der Name „Capsaicin“ leitet sich von der Pflanzengattung Capsicum ab, zu der Paprika- und Chilischoten gehören. Diese Pflanzen produzieren Capsaicin als natürlichen Schutzmechanismus gegen Fressfeinde und Schädlinge.
Gewinnung und Eigenschaften von reinem Capsaicin
Reines Capsaicin ist ein isolierter Wirkstoff in kristalliner Form, der aus Oleoresin Capsicum (OC) gewonnen wird – einem Harzöl, das durch Extraktion aus Chilischoten hergestellt wird. OC enthält eine
Mischung verschiedener Capsaicinoide, wobei Capsaicin den stärksten und häufigsten Scharfstoff darstellt. Reines Capsaicin ist lipophil (fettlöslich) und extrem scharf: Es erzielt etwa 16 Millionen
Scoville Heat Units (SHU) auf der Scoville-Skala, die die Schärfe von Substanzen misst.
Zum Vergleich: Jalapeño-Chilis liegen bei 2.500 bis 8.000 SHU.
Capsaicin und Capsaicinoide in Pfeffersprays
Pfeffersprays enthalten selten reines Capsaicin, sondern meist Oleoresin Capsicum (OC), einen natürlichen Extrakt aus Chilischoten. Dieser bietet eine Mischung aus Capsaicin sowie weiteren Capsaicinoiden wie Dihydrocapsaicin und Nordihydrocapsaicin, die in variierenden Konzentrationen vorliegen. Diese Kombination gewährleistet eine starke, dosierbare Reizwirkung, die Angreifer kurzfristig handlungsunfähig macht, ohne in der Regel) bleibende Schäden zu verursachen. Die Wirksamkeit eines Pfeffersprays wird entscheidend durch die Konzentration und Zusammensetzung der Capsaicinoide bestimmt. Die drei Hauptcapsaicinoide – Capsaicin, Dihydrocapsaicin und Nordihydrocapsaicin – bilden den größten Anteil, auch als Major Capsaicinoids (MC) bezeichnet. Ihr
Gehalt variiert je nach Extrakt, weshalb die tatsächliche Schärfe eines Pfeffersprays nicht allein vom OC-Anteil, sondern vor allem vom MC-Gehalt abhängt. So kann ein Spray mit 5 % OC und hohem MC- Gehalt effektiver sein als eines mit 10 % OC und niedrigem MC-Gehalt.
Scoville-Skala und die Bedeutung des SHU-Werts
Die Schärfe von Capsaicin und Pfeffersprays wird in Scoville Heat Units (SHU) gemessen, benannt nach dem US-amerikanischen Pharmakologen Wilbur L. Scoville. Die Skala erstreckt sich von 0 SHU (keine Schärfe) bis zu 16 Millionen SHU, dem Wert für reines Capsaicin.
Vor- und Nachteile von reinem Capsaicin in Pfeffersprays
Vorteile:
- Hohe Wirksamkeit und Präzision: Als isolierter Stoff ermöglicht reines Capsaicin eine kontrollierte Dosierung für besonders effektive Reizstoffprodukte.
- Starke Reizwirkung: Bereits geringe Mengen verursachen intensives Brennen, Atembeschwerden und vorübergehenden Sehverlust, was in Notfallsituationen eine zuverlässige Abwehrreaktion auslöst.
- Farblos und fleckenfrei: Reines Capsaicin ist farblos und hinterlässt keine roten Flecken auf Kleidung oder Oberflächen, was es besonders praktisch und unauffällig in der Anwendung macht.
Nachteile:
- Kosten und Verarbeitung: Die Gewinnung von reinem Capsaicin ist aufwendig und kostspielig, was es für die Massenproduktion von Pfeffersprays weniger praktikabel macht.
Fazit
Reines Capsaicin ist der intensivste und schärfste Reizstoff der Chilischote und bietet bedeutende Vorteile für die Entwicklung von Pfeffersprays, darunter eine präzise Dosierung für maximale Wirksamkeit, eine starke Reizwirkung zur zuverlässigen Abwehr in Notfallsituationen sowie eine farblose Zusammensetzung, die keine sichtbaren Rückstände auf Kleidung oder Textilien hinterlässt. Aufgrund der hohen Herstellungskosten wird es jedoch selten in reiner Form verwendet. Stattdessen dominiert der kostengünstigere Oleoresin Capsicum (OC)-Extrakt, der eine Mischung verschiedener Capsaicinoide bietet und eine vergleichbar hohe Wirksamkeit erzielt. Entscheidend für die Qualität eines Pfeffersprays ist der Gehalt an Major Capsaicinoids (MC), nicht allein der OC-Anteil.

